Von Elena Kornettka

 

Zwei Jahre. Es bleiben noch zwei Jahre bis 2025. Das große Ziel der Klimaneutralität bis 2025. Diese Deadline fühlte sich irgendwie immer an wie „in weiter Ferne“ – bequem weit weg für Politiker*innen, zu weit weg für Menschen, die Dinge verändern wollen. Und jetzt irgendwie ganz schön nah.

„Die Antriebs- und Mobilitätswende sind die maßgeblichen Bestandteile der Verkehrswende, die den Verkehrssektor auf den Weg zur Klimaneutralität 2025 bringen.“

Das sieht nicht nur Christian Hochfeld (Agora-Verkehrswende) so, sondern auch die GLS Mobilität. Eine menschengerechte Zukunft braucht zukunftsfähige Konzepte. Ein Zukunftsbild, das maßgeblich durch Genügsamkeit, Zugänglichkeit und Konnektivität definiert wird, ist eines, in dem die Mobilitätswende smart, kreativ und niedrigschwellig gestaltet wird. Und die Zukunft hat schon mehr als begonnen. 

Verkehr und Politik

Politisch ist das Thema Verkehr mit 9-Euro-Ticket, Nachfolgemodell, Tempolimit, E-Mobilität, Grünheide... derzeit präsenter denn je. Ein konkreter Plan zur Ausgestaltung und Umsetzung schneller, effektiver Maßnahmen bleibt bisher allerdings aus. Ein Tempolimit beispielsweise wäre schnell umsetzbar und kostet nichts. Die Antriebswende kann zwar einiges, aber nicht alles abfangen. Menschen müssen zur Nutzung alternativer Mobilitätsformen motiviert und ein entsprechendes Angebot geschaffen werden.
Immer wieder kommen wir an den Punkt, an dem Individualverkehr in Gestalt von „das Auto“ unverzichtbar ist (oder scheint), oder eben Alternativen fehlen. Hier kommt die Antriebswende ins Spiel. Für Menschen, in deren Alltag schlicht kein Weg an der Autonutzung vorbeiführt, müssen alternative Antriebe der Standard sein – Pkws mit Verbrennungsmotor also die Ausnahme. 

Zugängliche Alternativkonzepte

Hier kommt das Thema Zugänglichkeit ins Spiel. Eine Mobilitätswende muss genauso zugänglich wie sozial verträglich sein. Ladeinfrastruktur ist in Deutschland auch heute noch nicht so flächendeckend verfügbar, wie es wünschenswert wäre. 
Für mehr als die Hälfte aller Einwohner*innen in Deutschland ist die private Ladestation am Wohnort keine Option. Der Ausbau der Ladeinfrastruktur braucht an dieser Stelle also einen mächtigen Schub, oder es müssen Alternativmodelle her.

Laden am Arbeitsort – bestenfalls in Zusammenarbeit mit den Arbeitgeber*innen – könnte eine solche Alternative sein. Oder das Konzept „Auto“ muss mal komplett neu gedacht werden. Wie wäre es beispielsweise mit einem Wagen, der sich während des Fahrens durch Sonnenenergie selbst lädt?

Hiervon sind bereits eine Hand voll am Markt, bzw. in Planung. Einers davon ist der „Sion“ von Sono Motors. 

Solarautos – Modelle und Konzepte  

Der „Sion“ von Sono Motors aus München ist ein Kompaktvan mit rund 305km Reichweite und wird als die Energiewende auf Rädern tituliert. Maximal erreicht der Wagen 140 km/h. In Türen und Motorhaube sind Solarzellen eingelassen, die, mit ihrem funktionalen Design, die Reichweite um zusätzliche 112 km pro Woche erweitern. Um maximal effizient unterwegs zu sein, kann der Sion über seine bidirektional Ladefunktion auch zum Aufladen anderer Autos genutzt werden und dadurch für mehr Netzstabilität und eine flexiblere Verfügbarkeit von Strom sorgen. Durch die praktische Schuko-Steckdose können aber auch handelsübliche Elektrogeräte eingesteckt und betrieben werden.

Die Vision von Sono Motors ist klar: Solar On Every Vehicle. Das Solarauto ist als Fahrzeug „für alle“ gedacht und auch dementsprechend erschwinglich mit 29900 € bepreist. Auch Sharing-Konzepte werden mitgedacht: Die Sono Motors App bietet diverse Funktionen mit an: Car Sharing, Ride Pooling und Power Sharing werden hier spielend leicht dem*r Nutzer*in zur Verfügung gestellt.
 

Was tut sich noch auf dem Markt?

Auch andere Hersteller tummeln sich auf dem neuen Markt für clevere Pkw-Konzepte.

Wer lediglich kürzere Strecken zurücklegen will, kann das mit dem Microlino tun. Den kompakten Zweisitzer kann man auf ca. ⅓ der Parkfläche eines normalen Pkws querparken. Aufgeladen ist er je nach Modell in ca. 4 Stunden an der Haushaltssteckdose. Die Reichweite beträgt dann etwa 230km mit einer Maximalgeschwindigkeit von 90 km/h. Wer muss schon schneller unterwegs sein? Auch der Microlino ist mit Modellpreisen von 15000-21000 € vergleichsweise erschwinglich.

Nur auf 3, anstatt 4 Rädern unterwegs ist der Aptera. Durch hohe Effizienz schaffen Fahrer*innen hier bis zu 1600 km und zusätzliche 60 durch Sonnenenergie.

Das Solarauto „ZEM“ geht noch einen Schritt weiter. Während der Fahrt filtert der Wagen CO2 aus der Luft. Bis zu 2 kg. CO2 schafft das Auto pro Jahr. Jedoch ist die Zukunft des Projekts noch nicht sicher.

Mutig weitergehen

Es gibt Bewegung in der Mobilitätswende – und zwar an einigen Enden. Hätten wir einen Wunsch frei, gäbe es nur noch die Hälfte aller Autos auf den Straßen. Hätten wir zwei Wünsche frei, wären diese dann alternativ betrieben und der Verbrenner eine Erinnerung an „Früher“. Solarcars können eine gute Lösung für viele Probleme sein, mit denen die Welt derzeit konfrontiert ist und tragen dazu bei, Mobilität nachhaltig und sozialverträglich zu gestalten.

Wir bleiben bei so viel Ideenreichtum und Einsatz zuversichtlich und gespannt auf die Zukunft des Individualverkehrs. Wenn auf staatlicher Seite jetzt noch entsprechende Rahmenbedingungen und Subventionen geschaffen werden, können wir gemeinsam, klimafreundlich und entschlossen nach vorne gehen. Seid Ihr dabei?

 

 

*Achtung, keine Finanzierungsempfehlung der GLS Bank.